Hochwassereinsatz 2005
Der gesamte Bezirk Reutte wurde, so wie weite Teile Vorarlbergs, Bayern und Tirols, von einem schweren Hochwasser getroffen.
In allen Teilen des Außerferns gab es schwere Schäden an Straßen, Gebäuden und Sachgütern. Die Strom und Wasserversorgung war in weiten Teilen des Lechtals für Tage unterbrochen. Auch in Reutte wurden viele Haushalte vom Hochwasser direkt oder vom hohen Grundwasser geschädigt. Wegen der großen Regenmengen und einer Unwetterwarnung der Bezirkshauptmannschaft Reutte war die Feuerwehr Reutte schon am späten Nachmittag des 22. Augusts in der Feuerwehrhalle in Bereitschaft. Es wurde begonnen kritische Bereiche wie etwa die Lüss oder den Bereich Ehrenbergstraße / Galgenbrüggele zu überwachen um im Bedarfsfall schnell reagieren zu können.
Der Plattenbach, der von der Neumühle am Dreitannen Stadion vorbei zum Galgenbrüggele fließt, trat am frühen Abend bereits über das Ufer und begann die Felder unterhalb des Katzenberges zu überfluten. Die neuverbaute Ritsche, die vom Galgenbrüggele zum Einlauf am Sintwag fließt konnte die Wassermassen jedoch ohne Probleme bewältigen. Das Oberflächenwasser vom Sintwag, das der Straße entlang in die Felder im Bereich des Galgenbrüggeles floss, wurde durch kleine behelfsmäßige Dämme in die Ritsche geleitet um eine Überflutung der Felder entlang der Ehrenbergstraße zu verhindern. Im Laufe des nächsten Tages wurden die Felder unterhalb des Katzenberges im Bereich des Plattenbaches komplett überflutet, jedoch blieben alle Teile der Ehrenbergstraße, die beim Hochwasser im Jahr 1999 stark in Mitleidenschaft gezogen worden waren, weitgehend verschont. Jediglich der Campingplatz hatte etwas mit dem Wasser des Plattenbaches zu kämpfen. Hier wurde von der Feuerwehr Reutte versucht mit Sandsäcken das Wasser zurück zu halten.
Im Bereich der Unterlüss war der Wasserstand des Lechs schon am frühen Abend bedrohlich hoch und der Fluss drohte auszuufern. Im Laufe des Abends wurde die Lage immer kritischer und es wurde begonnen den Anrainern zu helfen ihr Hab und Gut abzutransportieren und Tiere in Sicherheit zu bringen. Es war jedoch absehbar, dass der neu errichtete Hochwasserschutzdamm im Bereich der Unterlüss für die Wassermassen unzureichend ist. Im Laufe der Nacht trat der Lech wie im Jahr 1999 nach der Lechaschauer Brücke über die Ufer und überflutete die komplette Unterlüss. Der Wasserstand in der Unterlüss war jedoch erheblich größer als beim Jahrhunderthochwasser im Jahr 1999. Der Weg vom Untergsteig in die Unterlüss wurde von den Wassermassen schwer beschädigt. Die Wassermassen beschädigten auch alle Gebäude und Sachgüter, in diesem Bereich und verschmutzten diese massiv durch Schwemmholz und Schlamm. Im Bereich des Untergsteigs / Oberlüss hatten etliche Haushalte mit Grundwasser zu kämpfen, das die Keller unter Wasser setzte. Das Wasser wurde jedoch nur in Ausnahmefällen abgepumpt, da das Wasser in der Regel nach Absinken des Grundwasserspiegels ohnehin wieder verschwindet. Es war jedoch immer wieder eine große Schwierigkeit für die Einsatzkräfte den oft verzweifelten Betroffenen klar zu machen, dass das Abpumpen von Wasser aus einem Keller nichts bringt solange der Grundwasserspiegel noch hoch ist. Das Abpumpen kann sogar zu erheblichen Schäden an Böden oder Mauern führen wenn sie durch den Druck des Wassers von außen brechen oder verschoben werden.
Auch im Bereich der Archbach Siedlung musste aus den Kellern einiger Wohnblöcke das Wasser abgepumpt werden, da es die Stromverteilerkästen bedrohte. Es kam jedoch im Bereich der Archbach Siedlung zu keinen größeren Schäden.
In der Tränke wurde das Kraftwerk Reutte I der Elektrizitätswerke Reutte durch Oberflächenwasser aus dem Bereich des Ehenbichler Sportplatzes bedroht. Vor dem Eingang stand das Wasser über einen Meter tief und es drohte das Kraftwerk zu überfluten. Im Kraftwerk drang von außen massiv Wasser ein und wichtige Teile des Kraftwerkes drohten im Wasser zu versinken. Deswegen wurden im Kraftwerk sechs Pumpen der Feuerwehr Reutte sowie zwei Pumpen der Elektrizitätswerke Reutte eingesetzt. Mit diesen Pumpen, die in der Minute etwa 12000 Liter Wasser aus dem Kraftwerk beförderten, konnte der Wasserstand auf gerade noch gehalten werden. Darum wurde begonnen mit Lastwägen und einem Bagger der Baufirma Storf einen Damm vor dem Eingang des Kraftwerkes aufzuschütten, um die Wassermassen vom Kraftwerk abzuhalten und das Kraftwerk retten zu können. Am Dienstag gegen etwa 0300 Uhr in der Früh begann das Wasser massiv zu steigen. Der Druck des Wassers öffnete im Kraftwerk eine Tür und es kam zu einem massiven Wassereinbruch. Zusätzlich fiel deine Pumpe mit einer Leistung von etwa 3000 Litern pro Minute kurz aus. Dadurch wurde das Kraftwerk innerhalb von fünf Minuten komplett geflutet und eine größere Menge von Maschinenöl trat im inneren des Kraftwerkes aus. Durch schnelles und nicht ungefährliches Eingreifen der Feuerwehr, teilweise im brusttiefen, öligen Wasser, konnte jedoch verhindert werden, dass das Öl aus dem Kraftwerk in die Umwelt abfließt. In den frühen Morgenstunden konnte der Damm vor dem Kraftwerk fertig gestellt werden und das Kraftwerk konnte wieder weitgehend trocken gelegt werden. Durch das Öl und die Wassermassen entstand jedoch ein erheblicher Schaden am Kraftwerk.
Die Bewohner der Tränkesiedlung hatten mit durch Grundwasser überfluteten Kellern zu Kämpfen, wobei auch hier nicht abgepumpt wurde weil das Wasser in der Regel wieder von selbst verschwindet. Die Bewohner der Tränke, die schon 1999 vom Hochwasser getroffen wurden, wussten sich jedoch in den meisten Fällen selbst zu helfen und warteten einfach das Absinken des Grundwasserspiegels ab. Auch die Tennishalle Reutte hatte mit Grundwasser zu kämpfen. Hier wurde kurz versucht das Wasser abzupumpen, was jedoch Aufgrund des hohen Grundwasserspiegels wieder eingestellt wurde um nicht noch mehr Wasser zur Tennishalle zu ziehen.
Am Abend des 23. August wurde der Einsatz weitgehend beendet und die Männer der Feuerwehr Reutte, die zum Teil schon über 24 Stunden lang für die Bevölkerung im Einsatz waren, beendeten vorerst den Einsatz. Am Vormittag des 24. August wurde die Feuerwehr Reutte wiederum zum Einsatz gerufen. In Pflach waren im überschwemmten Gewerbegebiet bei einer Entsorgungsfirma mehrere Tausend Liter Altöl ausgetreten. Das Öl hatte sich auf der Wasseroberfläche über eine gewaltige Fläche ausgebreitet. Mit Ölsperren und großen Mengen an Bindemittel wurde das Öl so weit es möglich war gebunden und abgeschöpft. Auch das Boot der Feuerwehr Reutte war hier im Einsatz.
Die Feuerwehrhalle Reutte spielte während des gesamten Einsatzes eine bedeutende Rolle für den gesamten Bezirk. Aus der Landesfeuerwehrschule wurde Material wie Pumpen und Ölbindemittel angefordert, und über die Feuerwehrhalle Reutte and die umliegenden Feuerwehren verteilt. Die Funkzentrale der Feuerwehr Reutte führte viele Bezirksweite organisatorische Aufgaben durch und koordinierte teilweise auch den Einsatz von Hubschraubern und diversen Sondergeräten. Am Abend des 24. Augusts beendete die Feuerwehr Reutte den Einsatz.